Hochhäuser in der Schweiz

Ganz nach dem Motto: Je höher desto spektakulärer machen es uns Grosstädte wie Hongkong, New York oder Dubai bereits seit geraumer Zeit vor. Das Bauen von Wolkenkratzern liegt voll im Trend. Weil Wohnraum immer knapper und somit immer teurer wird, versucht man sich an luftigen und atemberaubenden Hochhäusern. Ob sich das Problem des mangelnden Wohnraums damit lösen lässt, ist jedoch fraglich.

 

Hochhaeuser in der Schweiz

Die Schweizer Geschichte der Hochhäuser

Wirft man einen Blick von oben auf Schweizer Städte, so sind Hochhäuser meistens das erste, was einem ins Auge fällt. Egal, ob dies nun der schneeweisse, 162-meter hohe Roche-Tower in Basel ist, oder der türkisblaue Prime-Tower in Zürich. Hochhäuser prägen das Bild einer Stadt.

Seit einigen Jahren können wir in der Schweiz eine Art Renaissance dieser Bauten beobachten. Renaissance deshalb, weil der Trend vom Bauen in die Höhe schon einmal durch die Schweiz zog.

Einen regelrechten Hochhausboom gab es nämlich in den 1960er- und 70er Jahren. In dieser Zeit entstanden in der Schweiz über 340 Gebäude mit fünfzehn und mehr Stockwerken. Beispiele aus solchen Jahren sind das Tscharnergut in Bern-Betlehem, die Hardau-Hochhäuser in Zürich oder das Telli-Hochhaus in Aarau.

Nun werden wieder vermehrt Hochhausprojekte geplant. Beispiele hierfür sind etwa der 100-meter hohe Jabee Tower in Dübendorf oder die bis zu 160-meter hohen Türme auf dem Basler Dreispitz-Areal. Auch der bereits bestehende Roche-Tower soll ein Gegenstück erhalten, das nochmals 50 Meter höher werden soll als der erste Tower.

Mit den Türmen sollen dabei nicht nur architektonische Symbole für die jeweilige Stadt errichtet werden. Hochhäuser vermitteln auch Weltoffenheit und Internationalität. Sie stehen für wirtschaftliche Stärke und den Mut, neu und modern zu bauen.

Auch das leidige Problem des mangelnden Wohnraums in den Städten soll damit zumindest teilweise angegangen werden. Auch deshalb haben schon mehrere Schweizer Kantone die Gesetzeslage geändert und aufgeweicht. Nun dürfen vielerorts Hochhäuser dann errichtet werden, wenn sie den umliegenden Gebäuden nicht mehr als drei Stunden pro Tag die Sonnenstrahlen versperren. Für lange Zeit galt hier eine Maximaldauer von zwei Stunden.

Die Risiken des hohen Bauens

Das Problem des Bauens in die Höhe ist jedoch das folgende: Der Bau eines Hochhauses ist meistens finanziell gesehen, viel risikoreicher als ein konventioneller Bau. So steigen die Mehrkosten bei Hochhäusern im Vergleich zu Normalbauten in der Regel um etwa zehn bis zwanzig Prozent. Auch die Instandhaltungskosten sind bei Wohngebäuden mit mehr als 10 Stockwerken deutlich höher als sonst.

Dies führt dazu, dass die Bauherren und Investoren die aufgebrachten Mittel und Mehrkosten woanders wieder hereinholen müssen. Und so sind die Mieten in Hochhäusern durchschnittlich zwischen saftigen 15 und 20 Prozent höher als bei normalen Wohnungen.

Generell gilt, dass mit zunehmender Etagenzahl der Mietpreis kräftig ansteigt. Man spricht in diesem Zusammenhang gerne von der sogenannten „Stockwerkprämie“. Laut einer Studie liegen zum Beispiel die Preise einer Wohnung ab der 19. Etage schon bei über 20 Prozent des Preises einer vergleichbaren Wohnung in einem normalen Gebäude.

Diesen Luxus können sich in der Regel nur Besserverdienende leisten. Jene also, die auch sonst nicht allzu schwer an eine Immobilie kommen.

Für Studenten, Berufseinsteiger oder Familien sind Wohnungen in luftigen Höhen also immer noch keine wirkliche Option. Dass mit den Hochhäusern dementsprechend das Wohnraumproblem in den Städten dauerhaft gelöst wird, ist deshalb in naher Zukunft eher unwahrscheinlich. Zwar wird der Trend vom Bauen in die Höhe vermutlich weiterhin anhalten, da die Grundstückspreise weiterhin steigen. Für jene, die jedoch jetzt schon Schwierigkeiten haben, eine erschwingbare Immobilie zu finden, sind Hochhäuser nicht die langersehnte Lösung.

Bis dahin geniessen wir erst einmal die Ausblicke aus schwindelfreien Höhen.


Photo by Viktor Jakovlev
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